Freitag, 9. Mai 2014

Trommenwirbel: Die Heimfahrt

Hatte ich ja gestern schon versprochen, den Sonntag zu rekapitulieren.
Erstmal hat der Hotelfernseher nicht wie vereinbart geweckt; Duschen, Zurechtmachen und Packen geht in 14 Minuten so bedingt. Daß in der Lobby ein ganzer Schwung frühstückshungriger Begleiterinnen saß, hat den Druck auch einen Fatz erhöht, da kann man schon mal hektisch werden. Die haben aber alle nett gewartet (an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank!), wir gingen brunchen und bis Mittag tröpfelten die Damen einzeln zum Bahnhof.

Der Fernbus fährt ja an anderer Stelle ab, da kam ich aber komplikationslos an und konnte sogar noch eine Weile in der Sonne rumstehen. Die erste Etappe hab ich komplett gelesen, in Mainz wurde dann eine "etwas längere Pause" angekündigt, Weiterfahrt um 17:55 Uhr. Blick auf die Anzeige im Bus: 16:40 Uhr, da wurderte ich mich zwar, aber da gibt es ja auch immer diese Pausen, die die Fahrer einhalten müssen, und rund eine Stunde kann man am Mainzer Hauptbahnhof schon totschlagen: Zuhause anrufen, Kaffee kaufen, Mitbringsel aussuchen usw. Also hab ich ganz abgeklärt, weil ich kenne mich ja aus, die paar Meter zum Hauptbahnhof aufgemacht, der aber überraschenderweise gar nicht so unglaublich viel hergibt, also hab ich mich gegen zwanzig nach fünf wieder rausgesetzt und auf den Bus gewartet. Der nicht kam. Irgendwann wurde ich slightly unruhig und schaute auf den Plan. Stimmt alles, Abfahrt 17:55 Uhr wie angekündigt, also alles schicki.
Was ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon hätte merken müssen, war, daß es eigentlich schon 18:30 Uhr war, denn die Uhr im Bus ging eine Stunde nach. Sprich: Die merkwürdig lange Pause hatte eigentlich nur 15 Minuten gedauert, sprich: Ich stand mit einer marginalen Restakkulaufzeit am Mainzer Hauptbahnhof  und mein Gepäck war unterwegs nach Karlsruhe. Dieses Gefühl, wenn einem das komplette Blut vom Hirn in die Füße rauscht und man hofft, daß es nur das Blut ist, muss ich nun auch nicht permanent haben, ich war tatsächlich etwas unentspannt.

Meine erste Amtshandlung als Busbrüchige war ein Anruf beim Hasen, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, daß ich wohl etwas später als geplant zuhause aufschlagen würde. An der Stelle offenbart sich nun das Geheimnis der korrekten Partnerwahl. Der Hase fragte nach ("Habe ich das richtig verstanden, du hast WAS gemacht?"), lachte schallend (und ein bisschen zu lang, um noch als höflich zu gelten) und machte dann einen Schlachtplan: Er fuhr nach Karlsruhe, um in dem fünfminütigen Halt dort dem Busfahrer mein Gepäck abzuschwatzen, ich nahm den nächsten Zug nach Stuttgart. Die komplette Fahrt über saß ich hochnervös und mit der festen Überzeugung, im falschen Zug zu sitzen, auf meinem Platz, es konnte ja keiner wissen, wozu ich noch fähig sein würde. Immerhin konnte der Hase einen Erfolg vermelden, bis auf mein Buch hat er mein komplettes Gepäck bekommen. Geholfen haben ihm eine kleine Begebenheit, die sich auf der Fahrt abgespielt hatte, eine Information, die nur ein Mitfahrer haben konnte und das sichere Mitleid des Busfahrers ob der Tatsache, daß er mit einer so saudämlichen Ehefrau gestraft ist.

Wie auch immer, ich konnte in Stuttgart in drei Minuten umsteigen (man ist ohne Gepäck deutlich wendiger) und am Heimatbahnhof wurde ich mit einem Döner empfangen, ich hätte ja inzwischen sicher Hunger. Letzten Endes war dann alles gut, und die matten Witze auf meine Kosten werden bestimmt auch aufhören. Irgendwann. So 2028.


1 Kommentar:

  1. Mein tiefster Respekt, dass du nicht sofort in Tränen ausgebrochen bist und hysterisch losgeschrieen hast...das wäre dann wohl meine Taktik gewesen...

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