Sonntag, 6. Juli 2014

Im Hinterland

Die Kronprinzessin war ja nun schon mehrfach schwer beleidigt, weil ich sie zu Konzerten nicht mitgenommen habe. Da hatte ich aber schon immer Gründe; zu einem rumpeligen Clubkonzert, bei dem mit Gerangel zu rechnen ist, muss ich eine Dreizehnjährige nicht mitschleppen.
Gestern hab ich sie aber mitgenommen, Hip Hop Open klang vergleichsweise relaxt, war mit einem Tag auch überschaubar und war wohl unsere letzte Chance dieses Jahr nochmal Casper live zu sehen.

Mit dem Zug nach Stuttgart ist ja so gar kein Thema, und weil Mama weiß, was Teenies wollen, haben wir einen kleinen Überraschungsabstecher zu Dunkin' Donuts gemacht und das Kind mit süßem Gelatsche versorgt. Wir waren dann immer noch rechtzeitig zu den Orsons auf dem Gelände (zu denen ich ein "Wieso hast du mir nicht erzählt, daß die so cool sind?" kassiert habe, aber daß sie mir jegliche Ahnung in allen Lebensbereichen abspricht, ist ja bekannt) und haben uns danach noch ein paar Auftritte angeguckt, uns durch die Fressmeile gefuttert und uns beizeiten nach vorne durchgedrängelt. Das Kind wollte dringend ganzganz vor, also sind wir bei Nas schon am Eingang zum Front-of-stage-Bereich rumgelungert und irgendwann mit reingerutscht.

In meinem biblischen Alter hab ich ja schon etliche Konzerte aus verschiedensten Genres gesehen, aber ich kann an einer Hand abzählen, wer live in einer Liga mit Casper spielt. Ich behaupte, daß das nichts ist, was man lernen kann, dieses Spiel mit dem Publikum muss man mitbringen. Im Vorfeld wurde ja viel genölt, wieso nicht Nas der Headliner ist, der sei doch viel bekannter und Ami auch und überhaupt so real. Oder so. Ich denke, daß man damit dem Herrn damit keinen Gefallen getan hätte. Nach dem phänomenalen Auftritt mit richtiger Band (ich bin ja eher ein Rockkind, mit einem Hampelmann und einem DJ hab ich's eher nicht so) mit Feuerwerk und Ausflippen, kann man als Ein-Mann-Erzähler imho nur verlieren.

Während ich damals als Begleitperson bei Justin Bieber übrigens noch in entsetzte Augen geschaut habe ("Mama, die gucken schon!"), war ich gestern doch angetan, daß mein Kind ordentlich mitgefeiert hat. Überrascht war ich erst nach dem Konzert, mit Schluchzen und Tränen hab ich nicht gerechnet, aber mit Dreizehn kann einen das schon mal mitnehmen. Also: Ich nehm sie wieder mit. Und Taschentücher.

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